Personen, Wissen

Guan Gong

Der legendäre General Guan Gong ist eine schillernde, mythische Figur. Er steht für Treue, Mut und Gerechtigkeit. Er wird bis in die heutige Zeit hinein verehrt, sowohl als Boddhisvata im Buddhismus wie auch als Schutzgottheit im Taoismus und in der Chinesischen Folklore. Dargestellt mit roter Haut und einer mächtigen Guandao bewacht er nicht zuletzt in unseren Schulen die Tür.

Die Geschichte der drei Reiche

Das Werk ‹Die Geschichte der drei Reiche‹ (manchmal auch nur ‹Die drei Reiche›) ist einer der vier Klassiker der chinesischen Literatur und zudem einer der frühesten Vertreter des Wuxia-Genre. Der Autor Luo Guanzhong (ca. 1330 – 1400) hat damit ein grosses Werk geschaffen, welches bis heute Bedeutung hat.

Luo Guanzhongs Werk liegen als Quellen verschiedene historische Texte zugrunde, allerdings nicht nur. Ein Teil der Geschehnisse in ‹Die Geschichte der drei Reiche› basiert auf Anekdoten und Legenden.

Da der Roman oft einer historischen Quelle gleichgesetzt und genutzt wird, ist das Wissen, das wir über Guan Gong haben, mit Vorsicht zu geniessen. Luo Guanzhong hat sein Werk ausreichend abgestützt, dass wir dem gezeichneten Gesamtbild Glauben schenken können. Entsprechend lege ich auch nur dieses dar.

Die historische Figur

Guan Gong (auch: Guan Yu, Guang Gung, Kwan Kung) wurde im Jahr 160 in Shanxi geboren und wuchs auch dort auf. Wahrscheinlich wurde er bereits im Jahr 178 Vater eines Sohnes namens Guan Ping. Wenige Jahre später, im Alter von 23 Jahren, ermordete Guan Gong den Lokaltyrannen Lu Xiong und war zur Flucht gezwungen. Auf diesem Weg traf er den General Liu Bei. Dieser stellte gerade eine Armee zusammen, um gegen den Aufstand der ‹Gelben Turbane› vorzugehen. Guan Gong schloss sich dieser an.

In kurzer Zeit machte sich Guan Gong einen Namen als mächtiger und mutiger Krieger. Sein Markenzeichen war sein Guandao, welches knapp fünfzig Kilogramm schwer gewesen sein soll. Guan Gongs Fähigkeiten entgingen Liu Bei nicht. Er ernannte Guan Gong bald zu einem seiner Generäle. (Wahrscheinlich innert eines Jahres.) Die beiden Männer und zusätzlich auch Zhang Fei verband eine enge Freundschaft. Sie galten als unbestechlich und aufrichtig. Auch als weitere wichtige Kriegsherren sich Liu Bei anschlossen, blieben Guan Gong und Zhang Fei seine engsten und wichtigsten Vertrauten.

Gefangenschaft

Im Jahr 200 wurde Guan Gong von einem Feind Liu Beis, Cao Cao, gefangen genommen. Er behandelte Guan Gong sehr gut und machte ihn sogar zum Offizier in seiner eigenen Armee. Guan Gong jedoch vergass trotz aller Freundlichkeit nie seine Loyalität gegenüber Liu Bei. Seine Ehre erlaubte es ihm jedoch nicht, die Privilegien einfach auszunutzen und zu fliehen. Stattdessen entschied er sich, Cao Cao einen Dienst zu erweisen und tötete einen seiner Feinde, Yan Liang. Nach diesem Kampf floh Guan Gong, um zu Liu Bei zurückzukehren. Man sagt, Cao Cao sei von Guan Gong so beeindruckt gewesen, dass er seinen Gefolgsleuten verbot, ihn aufzuhalten.

Schlacht von Chibi

In den folgenden knapp zwanzig Jahren durchlebte Guan Gong eine Reihe von Kämpfen und Schlachten. So kämpfte er 208 in der ‹Schlacht von Chibi› erneut gegen Cao Cao, welcher dabei besiegt (jedoch nicht getötet) wurde. (Diese Schlacht, auch ‹Battle of Red Cliffs› genannt, wurde unter dem Namen ‹Red Cliff‹ verfilmt.) Guan Gongs exakte Rolle in dieser Schlacht ist umstritten, jedoch nicht seine Teilnahme.

219 führte Guan Gong erneut eine Schlacht gegen Cao Cao. Sun Quan, ein früherer Verbündeter von Liu Bei und mächtiger Kriegsherr, intrigierte gegen ihn. Guan Gong hielt diese Information für eine Lüge, als sie ihm zugetragen wurde. Als der von Sun Quan als Truppenführer eingesetzte Lu Meng zum Angriff überging, wurde er überrascht und seine Truppen zurückgedrängt.

Gefangenschaft und Tod

Lu Meng eroberte 219 die Stadt Jiangling. Dort lebten die Familien vieler von Guan Gongs Offizieren. Das brachte ihn in eine deutlich unterlegene Position. Seine Männer nämlich verloren das Interesse an einem Kampf und begannen scharenweise zu desertieren. Trotz mehrfachen Angeboten, sich zu ergeben, gab Guan Gong nicht auf. Die Niederlage war jedoch unausweichlich. Schliesslich wurden Guan Gong und sein Sohn, Guan Ping, gefangen genommen und hingerichtet. Er erlebte die Gründung des Staates Shu Han, für welche er unter der Führung von Liu Bei sein Leben lang mitgekämpft hatte, nicht mehr. Liu Bei wurde der erste König von Shu Han.

Göttlichkeit

Erst nach seinem Tod begannen die Menschen, Guan Gong als Gott zu verehren. Zuerst geschah das aus Furcht – die Menschen in Linju, wo er hingerichtet wurde, dachten, dass er wegen der Art seines Todes ein Dämon werden würde. Sie fürchteten seine Rache. Daraus entstand eine grossflächige Verehrung von Guan Gong als Kriegs- und Schutzgott, als Personifikation der Treue, des Mutes und der Gerechtigkeit.

Guan Gong heute

Die Gestalt von Guan Gong ist in der chinesischen Kultur allgegenwärtig. Es gibt zahllose Schreine und er wird von allen Gesellschaftsschichten verehrt. Egal, ob Polizisten oder der Mafia, ob von Arm oder Reich. Allein in Hong Kong finden sich unzählige Statuen und Statuetten, Schreine und sogar Tempel. Dabei wird er nicht einfach nur von Kämpfern verehrt. Zahlreiche Gewerke benennen ihn als Schutzpatron.

Die ‹Fünf Tigergeneräle›

Im Roman ‹Die drei Reiche› wird Guan Gong der Titel als einer der ‹Fünf Tigergeneräle› verliehen. Im historischen Kontext gab es diese Bezeichnung nicht, sehr wohl aber die fünf Generäle. Guan Gong wird stets als Erster dieser fünf aufgezählt. Die anderen vier waren: Zhang Fei, Huang Zhong, Ma Chao und Zhao Yun. In Südchina tragen im traditionellen Löwentanz die Löwen die Namen der fünf Generäle und ihres Herrn, Liu Bei.

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