Personen, Wissen

Martin Sewer

Martin Sewer ist der Stilerbe des Hung Gar Kung Fu in der Chiu-Linie. Obwohl ein Westler hat Chiu Chi Ling ihn nach langen Jahren des Unterrichtes und vielen Reisen nach Hong Kong und später nach Kalifornien ihn in einem Interview öffentlich zu seinem Nachfolger ernannt.

Vieles von dem, was ich hier in diesem Artikel aufführe, habe ich so aus Gesprächen mit meinem Sifu und hoffe, dass ich diese Dinge korrekt wiedergebe.

Kindheit und Jugend 

Geboren wurde Martin Sewer am 19.11.1971 in Adliswil ZH. Kampfsport und Kampfkunst interessierte ihn schon in frühester Kindheit und er ging schon in jungen Jahren in den Schulen ein und aus. Er absolvierte oft mehrere Lektionen hintereinander in unterschiedlichen, vor allem japanisch-stämmigen Künsten. So wirklich gebunden hat ihn jedoch nichts davon.

Als er als Teenager ein Seminar von Chiu Chi Ling besuchte, erlebte er eine Vollständigkeit des Systems, welche ihm bis zu diesem Zeitpunkt nicht begegnet war. Aus diesem Erlebnis erwuchs die Entscheidung, Schüler von eben jenem Chiu Chi Ling zu werden. Er schrieb wieder nach Hong Kong, doch er erhielt keine Antwort. Auch nicht beim zweiten, dritten oder gar vierten Brief. Es wurde immer klarer, dass diese Strategie nicht zum Ziel führen würde. Für Martin Sewer war das jedoch nicht der Grund, aufzugeben. Stattdessen buchte er einen Flug nach Hong Kong und reiste kurzerhand nach Kowloon, um dem Meister sein Anliegen direkt vorzutragen.

Als Schüler von Chiu Chi Ling

In Hong Kong klopfte er also an die Tür der Familie Chiu und stand gleich darauf Chiu Kow gegenüber. Dieser sprach kein Englisch, Martin Sewer jedoch auch kein Chinesisch, doch mit Händen und Füssen gelang es dem jungen Schweizer, der Kung Fu Legende zu erklären, dass er seinen Sohn suche. Als dieser dann von seinem Vater dazu geholt worden war, wusste er genau, mit wem er sprach. Er hatte die Briefe wohl gelesen, sie aber nicht beantwortet. Es war letztendlich die Pflicht des Schülers, zum Meister zu kommen und nicht umgekehrt.

Ab diesem Tag wurde Martin Sewer von Chiu Chi Ling unterrichtet. Das bedeutete acht Stunden hartes Training am Tag. Martin Sewer war zu diesem Zeitpunkt sicher schon fit und gut in Form, trainierte er doch seit Jahren Kampfsport, doch das, was er leisten musste, war ein anderes Niveau.

Als besonderes Ereignis erzählte mein Sifu davon, wie er Chiu Chi Ling fragte, wie er ihn nennen solle. Dieser hat sinngemäss geantwortet: «Du kannst mich Mister Chiu nennen oder Sifu.» Martin Sewer entschied sich für Sifu, auch wenn ihm dort wohl noch nicht bewusst gewesen ist, was das bedeutet.

Natürlich war seine Zeit in Hong Kong beschränkt, doch über Jahre hinweg sparte er jeweils all sein Geld, um dann wieder einige Wochen lang bei seinem Lehrer verbringen zu können, um dort mehr zu lernen. Bis Chiu Chi Ling 1997 in die USA auswanderte, bedeutete das Reisen nach Hong Kong, danach nach Kalifornien.

Der Weg zur eigenen Schule

1992 verdiente sich Martin Sewer bei seinem Lehrer den Titel eines Sifu und durfte damit selbst eine Schule eröffnen. Das erwies sich aber als schwierig. Unstimmigkeiten, die falschen Partner, zu wenig Einkommen… Er musste sich mit den Problemen herumschlagen, welche so manche neuen Unternehmen in der Schweiz haben. Doch auch dabei war Aufgaben keine Option. 1993 gründete er die noch heute bestehende Schule, die nun den Namen ‹Kung Fu Schule Sewer› trägt.

Mit Herzblut, Geduld und harter Arbeit baute Martin Sewer seine Schule auf immer weitere Filialen aus. Unterstützt von seinen Meisterschülern und seinem auch weiter wachsenden Kader gelang es ihm, die grösste Kung-Fu-Schule in der Schweiz mit heute zehn Standorten aufzubauen. Auf diesem Weg gab es viele wichtige Stationen und Meilensteine, welche ich jedoch vor allem aus Listen kenne und hier nicht einfach ein weiteres Mal aufführen will.

Martin Sewer unterrichtet aktiv im Rahmen des regulären Fortgeschrittenen-Unterrichts und Seminaren.

Verbreitung von Hung Gar

Genau wie sein Lehrer legt Martin Sewer grossen Wert darauf, Hung Gar in der Welt zu verbreiten. Möglichst viele Menschen sollen die Möglichkeit haben, diese Kunst zu lernen und ihr Leben damit zu verbessern. So hat er selbst schon viele Schüler in unterschiedlichen Ländern unterrichtet und auch viele Reisen seines Lehrers organisiert, damit möglichst viele Leute von ihm lernen können.

Im Rahmen der Corona-Epidemie mit Beginn 2020 hat Martin Sewer ausserdem mit der Digitalisierung seines Ausbildungsprogramm begonnen. Anfangs wurde der Unterricht auf Facebook und Youtube gestreamt. Die vielen Views dieser Videos haben Martin Sewer gezeigt, dass der digitale Weg den Zugang zum Hung Gar für viel mehr Menschen ermöglicht. Daraufhin hat er sich entschieden, nicht nur einzelne Unterrichte und Techniken aufzuzeichnen, sondern strukturiert eine Ausbildung online zur Verfügung zu stellen. Daraus ist das mehrsprachige Lernprogramm e-Kung Fu entstanden, welches stetig wächst.

Stilerbe

In einem Interview mit Alfredo Tucchi, dem Chefredakteur von Budo International, eröffnete Chiu Chi Ling, dass sein beim Interview ebenfalls anwesender Schüler Martin Sewer seine Nachfolge antreten würde.

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