Es ist ein merkwürdiges Gefühl, vor der Klasse zu knien und so angesprochen zu werden. Der Mitschüler, Theo, der die Klasse beim Grüssen vertritt, ist älter und höher gradiert als ich, aber als Assistenz für diese Lektion habe in Abwesenheit des Instruktors trotzdem ich die Leitung übertragen bekommen. Wer schwimmen lernen will, muss irgendwann ins Wasser. Es war zugegebenermassen ein spontaner und unerwarteter Stoss, der mich dahin befördert hat.
Montag Abend nach der Lektion.
Sihing Alex: «Bis… hm…»
Ich: «Morgen. Ich assistiere.»
Er: «Stimmt. Weisst du was?»
Ich: «Nein.»
Er: «Ich bin morgen gar nicht da.»
Ich: «Wer unterrichtet denn dann?»
Er: «Dann wohl du.»
Ich habe also meine erste Lektion gehalten. Theo hat mich nach Kräften unterstützt. Hui. Ich glaube, es ging ganz gut. Der eine Teil, der mir leicht gefallen ist, ist der Ablauf. Die immer präsente Uhr im Blick fällt es mir leicht, die Übersicht zu behalten. Leichte Abweichungen vom Plan fallen da kaum jemandem auf. Zwanzig Minuten Aufwärmen, dann fünfundzwanzig Minuten Bahnen, dann nochmals fünfzehn Minuten Formen, am Schluss Krafttraining.
Ich komme aber mehr und mehr zur Überzeugung, dass man sich als Instruktor zusätzliche Arme, Münder und Augen wachsen lassen muss. Am Schwersten erscheint es mir, den Takt aufrecht zu erhalten und dafür zu sorgen, dass die Pausen gering ausfallen. Ganz nebenbei sollte ich noch korrigieren. Da sind die frischesten Anfänger ein wenig zu kurz gekommen. Schüler zu korrigieren, bei denen schon Fähigkeiten da sind, ist für mich leichter als bei Null anzufangen. Ich weiss nicht, wann ich dann was anweisen soll. Bei einer schwierigeren Bahn habe ich die beiden dann an Theo abgegeben, damit er ihnen den Ablauf langsamer zeigen kann. Das hat ganz gut funktioniert. Ich habe auch festgestellt, dass ich immer etwas sehe, dass ich korrigieren könnte. Allerdings verpasse ich jeweils den Moment oder weiss nicht, wie ich den Schüler aus der Übung bekomme, um ihm die Korrektur weiterzugeben.
Alles in allem bin ich zufrieden. Es war eine unkomplizierte Klasse. Die meisten Schüler haben aufmerksam und konzentriert mitgemacht. Meine Fehler haben sie mit ihrer eigenen Erfahrung ausgeglichen und damit einen reibungslosen Ablauf ermöglicht. Dass ich zudem Theo als Backup in der Gruppe wusste, hat zudem zusätzliche Sicherheit gebracht. Teile der Klasse sowohl in der Grundschule wie auch in den Formen an ihn abgeben zu können, war gut. Er hat mich vorbildlich und fern jeglicher Profilierung unterstützt.
Das Unterrichten hat mir Freude bereitet und mir einiges an Baustellen aufgezeigt. Ich stürze mich mit einer Erfahrung reicher weiterhin ins Wasser, wann immer sich die Gelegenheit bietet.