Seit hunderten von Jahren sitzen sie vor wichtigen Toren. Unter ihrem Blick soll keine böse Absicht Bestand haben. Die Wächterlöwen haben bis in die heutige Zeit hinein ihren Platz in den Traditionen bewahrt. Im Westen sind sie vor allem vor chinesischen Restaurants zu finden. In unserer Kung-Fu-Schule bewachen sie dagegen den Vorraum und den Ahnenaltar.
Die Wächterlöwen (Auch: Peking-Löwen oder Fu-Hunde) gehören zu einem Teil chinesischer Kultur, welchem wohl jeder schon begegnet ist. Wahrscheinlich buddhistischen Ursprungs reichen ihre Wurzeln ungefähr bis ins Jahr 200 vor Christi. Sie haben sich in der asiatischen Welt weit verbreitet. In ganz China, aber auch in Japan (speziell auf Okinawa), in Shanghai, Korea, Myanmar, Laos, Kambodscha, Sri Lanka, Thailand, Tibet und Vietnam sind sie (natürlich unter den unterschiedlichsten Namen) bekannt.
Darstellung
In den meisten Fällen werden die Wächterlöwen zu zweit dargestellt, einer von ihnen mit einem Ball, der andere mit einem Löwenjungen unter der Pranke.
Die Darstellung der beiden Löwen variiert natürlich von Land zu Land und auch im Wandel der Zeiten. Sowohl in der Ming– wie auch in der Qing-Dynastie wurden jedoch Statuen wie oben beschrieben geschaffen, wenn auch natürlich mit anderen Details.
Traditionellerweise wurden die Löwen aus Stein oder Metall gefertigt, was sie äusserst kostspielig machte. Entsprechend standen sie nur vor Tempeln, Palästen und den Häusern hoher Beamter. Wer sich Wächterlöwen leisten konnte, sendete also auch ein klares Signal von Reichtum und Wohlstand.
Geschichtlicher Hintergrund
Löwen wurden aus fremden Ländern nach China mitgebracht. Wahrscheinlich stammt das chinesische Wort für Löwe ‹Shi› vom Persischen ‹Ser› ab, was diese Tatsache unterstreicht. Eventuell wurden sie wegen Handel und als mitgebrachte Geschenke bekannt. Aus diesem Grund sehen viele Steinlöwen auch nicht so sehr wie Löwen aus – die Künstler mussten sich häufig auf Beschreibungen und Zeichnungen verlassen, wenn sie eine entsprechende Darstellung machen wollte.
Die erste bekannte schriftliche Erwähnung von Löwen findet sich im ‹Book of the Later Han›. Dieses wurde in der zweiten Hälfte der Han-Dynastie von 20 bis 225 AD geschrieben. Zu dieser Zeit wurde laut diesen Schriften von einem unterworfenen Reich ein wahrscheinlich asiatischer Löwe als Tribut mitgebracht.
Unabhängig davon wurde in der Zeit der Han der Löwe als Schutzgeist und Wächter von Dharma über den Buddhismus eingeführt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Aufgabe als Wächterlöwen aus diesem Hintergrund stammt.
Mythologische Bedeutung
Der Löwe gilt als das Tier, welches böse Geister abwehren kann. Laut der Folklore kann nichts Böses, weder Geist noch Mensch mit schlechten Absichten, die Wächterlöwen passieren. Ebenfalls verwehrt der Löwe schlechten Einflüssen den Zutritt. Diese können von scharfen Ecken, Krankheit, grossen Menschenmengen, herausragenden Objekten wie Strassenlaternen oder Obelisken und diversen anderen Dingen ausgehen, welchen man Unglück nachsagt. Löwen gelten als loyal und beständig und sind mit der Fähigkeit ausgestattet, richtig von falsch zu unterscheiden.
In der Darstellung zu zweit gibt im Normalfall eine klare Aufteilung der Zuständigkeiten. Rechts sitzt das männliche Tier, die Kugel unter seiner Pranke. Sie symbolisiert den Besitz und die äusserliche Macht. Entsprechend ist er auch dafür zuständig, bei Gefahr von Aussen zu reagieren und zur Verteidigung zu schreiten. Für die Sicherheit des Inneren dagegen ist die Löwin zuständig, welche links sitzt. Das Junge zwischen ihren Klauen symbolisiert Familie und die Kraft des Inneren. Ihre Aufgabe ist es, gegen Angriffe im Inneren vorzugehen und die Sicherheit zu garantieren. Gemeinsam halten die beiden Löwen das Böse fern.