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Wong Fei Hung

Wong Fei Hung (9.7.1847 – 14.4.1925 ) ist der wohl bekannteste Ahne unserer Linie. Er wird als chinesischer Volksheld verehrt und ist Hauptfigur unzähliger Filme und Bücher. Wong Fei Hung war nicht nur ein überragender Kampfkünstler, sondern auch ein praktizierender Arzt. Er unterstützte die Armen und setzte sich für die Schwachen ein – und das in einer Zeit, die alles andere als leicht zu nennen war.

Junge Jahre

Wong Fei Hung wurde als Sohn von Wong Kai Ying (ca. 1815 – 1886) in Foshan geboren. Als Kind trug er den Namen Wong Sek-cheung. Bereits Wong Kai Ying, Kämpfer und Arzt, hatte sehr hohe ethische und moralische Ansprüche, welche er an seinen Sohn weitergab. Wong Fei Hung lernte von klein auf sowohl Medizin wie auch Hung Gar Kung Fu. Sehr wahrscheinlich wurde Wong Fei Hung nicht nur von seinem Vater und dessen Vater, Wong Tai, unterrichtet, sondern auch von Lukh ah Choi. Ein weiterer seiner Lehrer war Lam Fook Sing, ein Schüler von Tid Kiu Sam, welcher Wong Fei Hung die Eisenfadenfaust beibrachte. Bereits im Alter von 16 Jahren gründete Wong Fei Hung 1863 seine eigene Schule in Xiguan (Heute ein Teil von Guangzhou im Stadtteil Liwan).

Lehrer, Witwer, Menschenfreund

Der Folklore nach wurde Wong Fei Hung zwischen 1860 und 1870 von der Black Flag Army als Ausbilder und Arzt rekrutiert. Die Truppe war in ihrer Struktur und in ihren Ritualen sehr stark an die Tiandihui angelehnt und stand der Taiping-Revolution positiv gegenüber. Die Black Flag Army wurde 1864 allerdings vertrieben und agierte in Vietnam. Es wäre also wahrscheinlich, dass – wenn Wong Fei Hung Teil der Truppe war – dieses Engagement eher in den früheren Sechzigerjahren stattgefunden hat. Das allerdings schneidet sich mit seinem jugendlichen Alter und dem Jahr der Schulgründung. Ebenfalls wird beschrieben, dass Wong Fei Hung 1895 mit der Black Flag Army gegen die japanische Invasion kämpfte. Die Truppe wurde allerdings schon 1985 aufgelöst.

Ziemlich sicher ist jedoch, dass Wong Fei Hung spätestens zu seiner Liierung mit Mok Gwai-Lan für die Armee als Ausbilder gearbeitet hat. Auch sie hat eine Ausbilderposition erhalten.

1871 heiratete Wong Fei Hung seine erste Frau Lo (voller Name unbekannt), welche allerdings im selben Jahr noch verstarb. Das Paar blieb kinderlos.

Im Jahr 1886 eröffnete Wong Fei Hung die Klinik Po Chi Lam in Guangzhou. Als inzwischen erfahrener Arzt behandelte er nicht nur wohlhabende Menschen, sondern auch jene, die sich seine Hilfe eigentlich nicht leisten konnten.

Nach fünfundzwanzig Jahren als Witwer heiratete Wong Fei Hung 1896 seine zweite Frau Ma (voller Name unbekannt). Gemeinsam hatten sie zwei Söhne, Wong Hon-Lam und Wong Hon-Sam, und zwei Töchter, deren Namen nicht überliefert sind.

Laut dem Interview mit Mok Kwai-Lan waren zum Zeitpunkt ihrer Liierung 1915 die erste und dritte Frau verstorben, was nahelegt, dass Ma noch gelebt hat. Wie und ob die Beziehung aufgelöst wurde, ist mir unbekannt. Auch andere Quellen nennen für Ma kein bekanntes Todesjahr.

In der von grossen Unruhen geprägten Zeit des endgültigen Niedergangs der Qing-Dynastie ab 1900 arbeitete Wong Fei Hung als Leibwächter. Gleichzeitig betrieb er seine Klinik und auch seine Schule weiter. 1902 heiratete er seine dritte Frau Sam (Voller Name unbekannt). Mit ihr hatte Wong Fei Hung zwei Söhne, Wong Hon Syu und Wong Hon Hei. Sie verstarb innert kurzer Zeit an Krankheit.

1911/12 fand in China die Xinhai-Revolution (auch: Chinesische Revolution) statt. Während dieser Zeit kämpften viele Untergrundgruppen gegen die ineffizient gewordene Qing-Dynastie, welche 1912 dann mit der Absetzung des letzten Kaisers ihr Ende fand. Friede kehrte damit jedoch nicht ein. Das destabilisierte Land vermochte der Bevölkerung keine Sicherheit zu bieten. In verschiedenen Städten und Landstrichen bildeten sich Bürgerwehren wie das ‹Merchants Corp› in Guangzhou. Diese Einheit, welche mehrere tausend Mitglieder hatte, war in der Bevölkerung gut gelitten. Sie kümmerte sich unabhängig der politischen Lage um die Sicherheit der Stadt und deren Bewohner.

In der chinesischen Republik

Die Qing-Dynastie wurde von der Republik China abgelöst. Sun Yat-Sen, ein führender Revolutionär, wurde der erste Präsident. Aus politischen Gründen trat er dieses Amt jedoch an den ehemaligen Kommandeur der Pekinger Armee, Yuan Shikai, ab, was sich als eine katastrophale Wahl herausstellte. Innert kurzer Zeit entwickelte sich Yuan zum Tyrannen und rief sich 1915 selbst zum Imperator von China aus. Sun Yat-Sen setzte daraufhin seinen Kampf um die Republik fort.

Im selben Jahr, 1915, wurde Wong Fei Hung mit Mok Kwai-Lan (15.10.1892 – 3.11.1982) liiert. Da er nach dem Tod von zwei Frauen jedoch glaubte, verflucht zu sein, heiratete er sie nicht. Sie wurden stattdessen im Konkubinat miteinander verbunden. Mok Kwai-Lan war erst dreiundzwanzig Jahre alt. Laut Folklore lernten sie sich kennen, als Wong Fei Hung bei einer Vorführung versehentlich seinen Schuh verlor und sie damit traf. Sie widersprach dieser Geschichte jedoch in einem Interview 1976. Mok Kwai-Lan war Mok Gar Kämpferin und Ärztin und unterstützte Wong Fei Hung entsprechend sowohl mit Unterrichten wie auch in der Klinik.

Dem bereits oben erwähnten Interview nach wurde Wong Fei Hung noch mit zwei weiteren Frauen liiert. Die Art und Weise der Beziehungen ist jedoch nicht näher beschrieben. Polygamie war zumindest nicht völlig verboten. In den oberen Schichten war es üblich, dass reiche Männer sich Konkubinen hielten.

Lebensende und Tod

1919 wurde der in Wuzhou als Leibwächter arbeitende Sohn Wong Hon-Sam von einem Konkurrenten namens Leung ermordet. Leungs Motiv war zu beweisen, dass sein Kung Fu besser war als das Wong Fei Hungs. Dieser verfiel ob dem Tod seines Sohnes in Depressionen und hörte damit auf, seine Söhne zu unterrichten, um sie zu beschützen.

Im Jahr 1923 besetzte Sun Yat-Sen mit seiner nationalistischen Armee Guangzhou. Mehr und mehr Restriktionen betrafen Guangzhou. Die Besatzer brachten massive Geldsummen in Umlauf, was zur Inflation führte, widerriefen das Verbot von Glücksspiel und räumten Tempel aus, um die wertvollen Gegenstände zu verkaufen. Das alles führte zu grosser Unzufriedenheit in der Bevölkerung und zu Unruhen.

Im Januar 1924 kam das Bestreben seitens der Nationalisten auf, sich mit Russland zusammenzutun und den Kommunismus einzuführen. Neue Strassenzölle wurden zudem erhoben. Die Situation eskalierte im August 1924. Eine bereits bezahlte, britische Waffenlieferung für für das Merchant’s Corps wurde konfisziert. Das Corps rief daraufhin zum Aufstand auf. Im Rahmen dessen wurde die Klinik Po Chi Lam zerstört, ein Schicksalsschlag, von dem sich Wong Fei Hung nicht mehr erholte. Am 17. April 1925 verstarb der kranke und depressive Wong Fei Hung im Alter von achtundsiebzig Jahren im Chengxi Fangbian Hospital in Guangzhou.

Anmerkung: Fakten vs. Fiktion

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